von Pfarrer Gunther Reese
Zu den herausragenden Gestalten der Mönchsrother Geschichte zählt zweifellos der als „Malerpfarrer“ weit über seinen Wirkort in Mönchsroth bekannt gewordene Georg Bickel (1862-1924). Sein malerisches Erbe zu bewahren hat sich die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde zur Aufgabe gemacht.
In der ehemaligen Klosterkirche St. Peter und Paul am östlichen Ortsrand des Dorfes sind mittlerweile 42 Bilder von ihm zu sehen aus allen Perioden seines malerischen Schaffens. Dieses beginnt mit der Ölmalerei um 1900 und endet mit der kurz vor seinem Tod fertig gestellten Kopie der Kreuzabnahme von Rembrandt van Rijn.
Dem Wunsch Maler zu werden, kam der Vater des aus Geilsheim am Hesselberg stammenden Büttnersohnes nicht nach, sodass seine Leidenschaft und außerordentliche Begabung für die Malerei nach einem Studium der Theologie in Erlangen umrahmt wurde von seinem fast 35jährigen Wirken als Pfarrer in Mönchsroth. Hier fand er in der großen, sich über die Landesgrenze nach Baden-Württemberg erstreckenden Pfarrei nicht nur seine seelsorgerlichen und pfarrdienstlichen Herausforderungen, sondern auch vielfältige Impulse für seine Malerei. Diese bot ihm zunächst die damals um die Jahrhundertwende mehr oder weniger dem Verfall preisgegebene Klosterkirche.
Für sie schuf er im Jahr 1906 als Ersatz für den im Bauernkrieg zerstörten Altar einen neugotischen Altar mit Kopien des Christus im Grabe von Hans Holbein d. J., den Aposteln von Albrecht Dürer und als Mittelbild eine Kopie der Glimschen Beweinung Christi von Albrecht Dürer.
Seine Kopiearbeiten schuf er vor den Originalen im Holbein-Kabinett in Basel und in der Alten Pinakothek in München. Diese Arbeit wies ihn als einen exzellenten Maler aus, sodass zahlreiche weitere Aufträge für Altarbilder von Kirchengemeinden an ihn ergingen, allem voran der Gekreuzigte von Peter Paul Rubens.
Zum Reformationsjubiläumsjahr 1917 malte er im Auftrag eines Stifters überlebensgroß die Figuren von Martin Luther und Philipp Melanchthon für die Christuskirche in Donauwörth. Diese Zusammenschau der beiden mit der besänftigenden Hand Melanchthons auf Luthers Schulter stellt ein in der Kunstgeschichte einmaliges Motiv dar.
Fünf Jahre nach seinem Mönchsrother Altar entstand auf einer großen Staffelei im Chorraum der Klosterkirche das Bild der Himmelfahrt Christi als Auftragsmalerei für die Kapelle des Syrischen Waisenhauses in Jerusalem. Ein Brand hatte dort 1910 das Originalbild des Münchner Historienmalers Ludwig Thiersch zerstört. Bilder von ihm gelangten unter anderem in die USA, nach Odessa und nach Papua-Neuguinea.
Neben seiner religiösen Malerei findet sich in seinem Werk eine umfängliche Landschaftsmalerei mit Motiven vor allem aus der Gegend seiner Heimat rund um den Hesselberg. Im Rahmen seiner Freundschaft mit Moriz Hofmann in Davos entstanden aber auch eindrückliche Gebirgsmotive und ein Ölbild der englischen Kanalküste.
Es ist eines der Wassermotive, die in der Klosterkirche zu sehen sind. Gerade in seinen späteren Arbeiten finden sich in seinen überwiegend im Freien entstandenen Landschaftskompositionen impressionistische Züge mit einem facettenreichen Spiel von Himmel und Licht. Auch in der Porträtmalerei erzielte er beachtliche Ergebnisse. Zunächst waren es die vornehmeren Kreise, die im Mönchsrother Pfarrhaus zum Porträt sitzen durften. Mit Beginn des 1. Weltkriegs waren es dann die jungen Männer, die aus den Reihen seiner ehemaligen Konfirmanden in den Krieg ziehen mussten. Für die aus seiner Pfarrei zu beklagenden 80 Gefallenen schuf er im Jahr 1920 für den Chorraum der Klosterkirche ein großformatiges Gedenkbild nach einer Vorlage von Wilhelm von Kaulbachs mit dem Motiv „Die Zerstörung Jerusalems“.
Das Ende des Kaiserreichs und die turbulenten Verhältnisse in der neuen Weimarer Republik waren für den Pfarrer und Maler eine innere Zäsur. Gehalten durch sein Pfarramt wandte er sich noch einmal intensiv der Malerei zu und verarbeitete so in einem unermüdlichen Schaffensdrang die stürmischen Jahre jener Zeit. Vor 95 Jahren verstarb er im Alter von 62 Jahren am 10. Juli 1924 im Mönchsrother Pfarrhaus. Sein Grab und das seiner Frau Sophie befindet sich an der Südseite der Kirche.
Literaturhinweis:
Gunther Reese, Der Mönchsrother Malerpfarrer Georg Bickel (1862-1924) - Unermüdlich als Pfarrer und Maler, in: Susanne Grosser, Herbert May, Andrea K. Thurnwald (Hrsg.), Nicht Dorfhaus und nicht Villa. Evangelische Pfarrhäuser in Bayern, Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim Bd. 78, S.242-253, Bad Windsheim 2017.
Sie möchten die Bickelgalerie in der Klosterkirche gerne besichtigen?
Die Klosterkirche mit der Bickel-Galerie ist in den Sommermonaten in der Regel sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, ansonsten ist eine Besichtigung für Gruppen nach Voranmeldung im Pfarramt möglich (Tel.: 09853/1688).
Zur Ausstellung gibt es auch einen Katalog:
Gunther Reese, Der Malerpfarrer Georg Bickel und seine Gemälde in der Mönchsrother Klosterkirche St. Peter und Paul, Kleine Schriftenreihe Region Hesselberg Band 1, Unterschwaningen, 2. Auflage 2016, erhältlich zum Preis von 9,80€ im Pfarramt oder im Rathaus.